AKTUELLES
LANDARBEITERKAMMER FÜR SALZBURG
20. Mai - Internationaler Tag der Biene
20.05.2025
Anlässlich des heutigen Internationalen Tags der Biene rücken die Landarbeiterkammern die Bedeutung der Bienen für unser Ökosystem in den Fokus. Ein Tiroler Imker gibt Einblicke in seine Arbeit, spricht über aktuelle Herausforderungen für die Bienenhaltung und teilt seine Wünsche für eine bienenfreundlichere Zukunft.
Wie bist du zur Imkerei gekommen und was fasziniert dich bis heute daran?
Mein Interesse an der Imkerei wurde an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Imst geweckt, wo ich mich intensiv mit dem Fach Bienenkunde beschäftigt habe. Dieses Thema hat mich von Anfang an begeistert. Als einer der ersten Schüler durfte ich ein Fremdpraktikum absolvieren, das mich zu einer Großimkerei mit rund 3000 Bienenvölkern nach Kärnten führte. Dort habe ich meine Faszination für die Bienen entdeckt - und eigentlich auch meine Liebe zu diesem Beruf. Anschließend hatte ich die Möglichkeit, an der Lehranstalt den Beruf des Imkers zu erlernen. Seit mittlerweile 36 Jahren bin ich nun an der Imkerschule tätig - und die Begeisterung für die Arbeit mit den Bienen ist bis heute ungebrochen. Es ist ein wunderschöner Beruf, der mich immer wieder aufs Neue fasziniert.
Was kann jeder Einzelne zum Schutz der Bienen beitragen?
Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass es in Österreich rund 700 verschiedene Bienenarten gibt - und nur eine davon ist die Honigbiene. Der Schutz aller Bienen beginnt im Kleinen, etwa im eigenen Garten oder sogar am Balkon. Ein großes Plus für Wildbienen ist es, wenn man blühende Pflanzen stehen lässt, den Rasen nicht zu oft mäht und auf Rasenroboter verzichtet. Wilde Ecken im Garten, altes Totholz oder offene Bodenstellen bieten wichtige Lebensräume, da etwa drei Viertel der heimischen Bienenarten im Boden nisten. Auch Nisthilfen wie Bienenhotels können sinnvoll sein. Bei der Bepflanzung sollte man auf ungefüllte, heimische Blühpflanzen vom Gärtner setzen - selbst in Balkonkistchen - damit die Bienen ausreichend Nahrung finden. Für die Honigbiene kann man ganz einfach etwas tun, indem man regionale Imkereiprodukte kauft - also Honig und Co. direkt vom heimischen Imker. Damit unterstützt man nicht nur die Bienen, sondern auch die heimische Landwirtschaft und Artenvielfalt.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen für Imkerinnen und Imker in Österreich?
Diese Frage lässt sich zwar schnell beantworten, betrifft aber mehrere wichtige Bereiche: Die größte und nach wie vor anhaltende Herausforderung ist die Varroa-Milbe. Sie begleitet uns Imkerinnen und Imker schon seit den 1980er-Jahren und ist nach wie vor schwer zu bekämpfen. Dennoch haben wir im Laufe der Jahre gute Methoden entwickelt, um mit ihr umzugehen - auch wenn der Aufwand nach wie vor hoch ist. Ein weiteres großes Thema ist der Honigmarkt. Der Konsum von heimischem Honig geht zurück, viele greifen zu Importware, die oft günstiger, aber qualitativ nicht vergleichbar ist. Das macht es für österreichische Imker wirtschaftlich schwieriger. Hinzu kommt die intensive Landbewirtschaftung. Die Felder werden heute sehr häufig und sehr früh im Jahr gemäht - oft mehrmals pro Saison. Das nimmt den Bienen wichtige blühende Flächen und reduziert das Nahrungsangebot erheblich. Natürlich stehen auch die Landwirte unter wirtschaftlichem Druck, was man verstehen muss. Aber schon kleine Maßnahmen wie eine extensivere Bewirtschaftung, z. B. nur zwei- bis dreimaliges Mähen im Jahr oder das Stehenlassen von Blühflächen, könnten viel bewirken. Trotz dieser Herausforderungen ist die Lage der österreichischen Bienen insgesamt nicht schlecht - wenn wir weiterhin gemeinsam an Lösungen arbeiten.
Was bedeutet der Tag der Biene für dich persönlich?
Für mich persönlich ist eigentlich jeder Tag ein „Tag der Biene“. Ich beschäftige mich das ganze Jahr über mit den Tieren - 365 Tage im Jahr. In meinem Alltag spielt die Biene immer eine zentrale Rolle, deshalb ist dieser eine Tag für mich nicht außergewöhnlich. Trotzdem finde ich es gut, dass es diesen offiziellen Tag gibt. Er lenkt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Bedeutung der Bienen - und das ist wichtig. Dabei sollte es nicht nur um die Honigbiene gehen, sondern auch um die vielen Wildbienenarten, die zum Teil noch stärker gefährdet sind. Der Tag der Biene trägt zur Bewusstseinsbildung bei - und das kann viel bewegen.
Interview wurde zwischen Kristina Oettl (Landarbeiterkammer Tirol) und Imker ÖR Martin Ennemoser geführt.